„Breakfast at Tiffany’s? Ja, oh mein Gott, ich liebe das Lied!“
Quelle: scadradio.org "A Classic, Revisited" von Ellen Gillespie

„Breakfast at Tiffany’s? Ja, oh mein Gott, ich liebe das Lied!“

Es sollte mir nicht peinlich sein, ist es aber: Für den größten Teil meines Lebens wusste ich nicht, dass der eigentliche Klassiker unter dem Namen „Breakfast at Tiffany’s“ nicht der Song von Deep Blue Something, sondern ein Film ist.
Und selbst als ich es dann wusste, und obwohl mich Audrey Hepburn in ihrem legendären Outfit faszinierte, habe ich es jahrelang nicht geschafft, mir den Film anzusehen.
Doch damit ist jetzt Schluss: Hier kommt die Filmreview von Breakfast at Tiffanys“

Eine Frau mit elegant hochgesteckten Haaren schaut in ein Juweliersfenster. Wir sehen von links leicht über ihre Schulter, auf der rechten Seite des Bildes sieht man ihr Spiegelbild. Sie trägt ein Schwarzes Kleid mit langen schwarzen Handschuhen, ihren Hals schmückt eine üppige dreilagige Perlenkette. Sie trägt eine Sonnenbrille und in ihren Händen hält sie eine Tüte mit Gebäck.
Audrey Hepburn im Givenchy Designerkleid. Ein berühmtes Bild, das erste, was den meisten wohl einfällt. Doch was verbirgt sich dahinter? Wer ist die Frau, die Audrey Hepburns wohl berühmteste Rolle werden würde? Quelle: Amazon Video, Screenshot des Filmes

Die Story

Breakfast at Tiffanys – Beim Luxus-Juwelier Tiffanys zu frühstücken war in 1961, als der Film in die Kinos kam, noch unmöglich. Es ist nur der Traum der auf den ersten Blick sehr oberflächlichen Holly Golightly.
Der Name passt, denn scheinbar leicht geht sie durch ihr Leben, sie winkt alles einfach ab, löst ihre Probleme mit einer Kusshand und einem leeren Versprechen. So entwischt sie jedem, der droht sie einzusperren, den Verehrern, die sie durchfüttern, Ex-Ehemännern und sogar der Polizei.

Doch dahinter verbirgt sich große Verlorenheit und Angst, ihre Oberflächlichkeit ist in Wahrheit eine Distanz zu sich selbst, ein Schutzmechanismus, und ihre luxuriöse Selbstinszenierung der einzige Weg, den sie sieht, ihr Leben so zu gestalten, dass sie sich sicher fühlt.
Neu im Haus ist ihr Gegenstück Paul Varjak, ein Schriftsteller und Gigolo, der von seiner reichen „Dekorateurin“ finanziert wird. Holly nennt ihn nur Fred, nach ihrem Bruder in der Armee. Seine Beziehung mit ihr wird schnell tiefer. Paul ist von dieser Frau der Extreme fasziniert und unterstützt Holly, wo er kann. Meistens mit einer Flasche Whiskey und einem offenen Ohr. Holly kann sich bei ihm wohlfühlen, aber ihre Mauern dennoch nicht fallen lassen, und als ein Geist aus ihrer Vergangenheit auftaucht, ändern sich die Dinge. Holly muss schnellstens einen Millionär zum Heiraten finden.

Wie viele andere habe ich mit dem Film ein Hühnchen zu rupfen.

Ich muss ehrlich sagen, ich hätte fast direkt wieder aufgehört, den Film anzusehen, als in einer der ersten Szenen Mr. Yunioshi eingeführt wurde.
Man stelle sich vor: ein weißer Mann in dunkel-gelblichem Makeup, seine Maulwurfaugen permanent zu kleinen Schlitzen zusammengepresst, in seinem Mund ein weit hervorstehendes künstliches Gebiss. Das allererste, was wir von diesem asiatischen Charakter sehen, ist sein Zusammenstoß mit einer ungünstig platzierten Lampe. Ach ja, und er kann das R nur als L aussprechen.


Das Problem mit seiner karikaturartig überspitzen Darstellung eines Japaners ist nicht, dass er als Witzfigur geschrieben wurde. Doch da ein Weißer im „Yellowface“ ihn spielt, suggerierte man den Zuschauern, dass es in Ordnung ist, über Asiaten zu lachen, nicht aber einer zu sein.
Mittlerweile haben sich sowohl der Darsteller, Mickey Rooney, als auch der Produzent Richard Shepherd und der Regisseur Blake Edwards dafür entschuldigt. Dennoch, mich macht es wütend. Und traurig, darüber wie asiatische Mitmenschen sich fühlen müssen, wenn sie das sehen.

Fun Facts

Truman Capote, der Autor der Buchvorlage wollte Marilyn Monroe in der Rolle der Holly, doch diese wollte sich nicht auf ein verruchtes Image festlegen lassen, indem sie eine Prostituierte spielt. Zwar konnte der Film aufgrund der damaligen Richtlinien fürs Kino, des „Hays Code“ nicht besonders explizit sein. Doch auch so war er skandalös genug für eine Zeit vor dem Pillenknick, in der Frauen nur mit der Unterschrift ihres Mannes ein Bankkonto eröffnen konnten. So gesehen ist es verständlich, warum Holly Banken nicht vertraut, sind sie doch nur eine weitere Weise, in der Frauen ihrer Zeit unterdrückt und abhängig von Männern waren.

Im Vordergrund Hollie Golightly mit Hochsteckfrisur wie immer, edoch in einem Bademantel. In einer Hand hält sie in Glas Wein, in der anderen eine Zigarette. Im Hintergrund liegt Paul Varjak, nackt unter einer weissen Decke auf seinem Bett.
Hollie links, Paul Varjak rechts. Quelle: Amazon, Screenshot des Filmes

Apropos alt: Amazon bietet den Film leider nur in deutscher Synchronisationsfassung an, was jedoch den Vorteil hatte, dass ich ein paar sehr charmante Ausdrücke gelernt habe. So sagt Hollie beispielsweise zu einer allzu betrunkenen pöbelnden Freundin auf ihrer Hausparty „Meg Schätzchen, du wirst schon wieder gewöhnlich“.

Die damals 32-jährige junge Mutter Audrey Hepburn spielt ihre Rolle mit der perfekten Mischung aus Unschuld, Verruchtheit und Eleganz. Ganz wie die namenlose Katze, mit der sich ihr Charakter so identifiziert, wirken auch die Wechsel von Anmut zu salopper Flippigkeit in ihrer Körpersprache. George Peppard gibt dazu das ruhige, aber wirklich schön anzusehende Pendant. Zwar wird er von der Rolle Holly ziemlich überstrahlt, doch beide Schauspieler schaffen es, dass man sich bei ihnen gleich zuhause fühlt, jede Minute ihrer interessanten Dynamik ist voll Vertrautheit und Spannung zugleich.

Die zweifach Oscar ausgezeichnete brillante Filmmusik stammt aus der fruchtbaren Partnerschaft von Komponist Henry Mancini und Regisseur Edward Blake, die uns auch die Pink Panther Melodie gebracht haben.
Mein Vater hat mir einmal empfohlen „Wenn du die Leute so richtig zum Heulen bringen willst, dann lerne Moon River gut zu singen.“ Der Soundtrack orientiert sich größtenteils an diesem Song, und zieht den Zuschauer mit seiner wehmütigen Mundharmonika und Streichinstrumenten wie an einem Angelhaken in die Welt der Holly Golightly.

Filmposter von Breakfast at Tiffanys
1h 55min

Breakfast at Tiffany’s (Frühstück bei Tiffany‘s)

Regisseur: Blake Edwards
Produzenten: Martin Jurow, Richard Shepherd
Drehbuch: George Axelrod
Musik: Henry Mancini
Kamera: Franz Planer
Schnitt: Howard A. Smith

Breakfast at Tiffany‘s ist ein liebevoll und behutsam erzählter melancholischer Film. Er ist langsam, aber nicht langweilig und ich konnte nicht wie üblich jeden Plot Twist einen Kilometer gegen den Wind erschnuppern. Für seine Zeit skandalös und fortschrittlich, bietet er auch für 2021 einiges, wovon wir viel zu wenig haben, wie eine Konkurrenz zweier Frauen um einen Mann ohne jeglichen Zickenkrieg. Breakfast at Tiffany‘s ist alt, kann aber erfrischen. Naja, solange man sich an der rassistischen Darstellung des Mr. Yunioshi nicht allzu sehr den Magen verdirbt, doch auch aus dieser kann man als weißer Mensch einiges lernen.
Unter seiner glamourösen Oberfläche dreht sich der Film ganz um Hollys und Pauls Schwierigkeiten mit Beziehungen. Die psycho-emotionale Tiefgründigkeit des Filmes ist zum Glück nicht aufdringlich oder anstrengend

Fazit:

Es gibt Filme die guckt man für die Spannung, und dann gibt es Filme, die man sich anschaut, wenn man einen Rückzug in ein Gefühl, in eine Atmosphäre will. Ich persönlich werde mir an meinem nächsten richtig schlechten Tag eine Packung vegane Eiskreme krallen und mich in „Breakfast at Tiffany‘s“ verkriechen. Ich habe so das Gefühl, dass es ein Film ist, der immer besser wird, je mehr man ihn sich anschaut.

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Vio

    Boah, jetzt habe ich Hunger auf Eis….

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